Es ist schon wieder eine Weile her, dass ich wie Carrie Bradshaw (Sex and the city) auf meinem Laptop tippte. Es ist so toll, dass man im Jahre 2023 mit Marken arbeiten kann, die ihre Models umarmen, so wie sie sind. Topvintage ist eine dieser Marken und darum habe ich extra für sie meinen Schreibstift wieder in die Hand genommen. Tauche mit mir in mein Leben als international bekanntes Curvy Model, meinen Weg zur Selbstliebe und die Härte der Modewelt.

Vom Spinning Training zur Selbstliebe

In den Medien lässt sich immer mehr Diversität entdecken: klein, mollig, dunkele Hautfarbe, asiatisch, mit Tatoos, me, Rückenröllchen, Cellulite, skinny, gay und was einem noch so einfällt! Es macht mich glücklich, dass ich dem realistischen Bild einer Modewelt einen Beitrag liefern kann. Oft bekomme ich Komplimente und Nachrichten von Frauen, die mein Selbstvertrauen schätzen. Das ist auch wirklich etwas, das ich richtig fühle und mitteilen möchte. Aber das war gewiss nicht immer so…

Begutachtung des Fleisches

Im Alter von 15 fing ich mit der Arbeit als Model an. Ich wurde von einer Modelagentur gefragt, ob ich an einem Catwalk Kurs teilnehmen möchte. So unsicher, wie ich war, ging ich für 8 Wochen jeden Donnerstagabend - wie ein ängstliches Rehlein zum ersten Mal auf hohen Schuhen - dort hin.

Nicht wissend, dass an jedem 3. Donnerstagabend ein ‘Meettag’, oder eher MEAT Tag, stattfand. Wie eine Herde Kühe wurden wir gebeten unsere Hosen in einem Bürozimmer auszuziehen, während die Eigentümerin, wie eine Gutachterin auf uns zu kam - ohne Peitsche, aber mit Maßband. Ausgerechnet an diesem Tag trug ich eine verwaschene, große Unterhose in der eine riesengroße Binde lag: die Zeit der Menstruation, Schätzchen. Und schämte mich total - vor allem mit Blick auf all die Mädels mit ihren super süßen, winzigen Strings. Einige von diesen Strings waren mit Diamanten verziert, die genau zwischen ihre kleinen runden Pobacken fielen (jedes 90’s Baby weiß, was ich meine).

Da stand ich dann in dieser Windel, dicker als jede andere, wobei ich mich dann auch noch mit ganz VIEL Mühe in eine enge 38er Größe gezwängt hatte, aber immer noch die kräftigste in der Reihe war. Dieser letzte Punkt blieb auch von der weiblichen Scharfrichterin nicht unbemerkt, die mit ihrem Maßband auf mich zu kam. Kopfschüttelnd betrachtete sie kritisch meine gesunden, sportlichen Oberschenkel und empfahl mir Spinning Training.

Was genau sind Plus-Size Models?

Ein Spinning Training war natürlich totaler Unsinn, ich konnte nicht schlanker werden; meine Beine und meine Hüften konnten einfach nicht dünner werden. Ich bin eine Frau mit Curaçao-Wurzeln und karibischen Kurven: meine Oberschenkel und Hüften kann man nicht wegtrainieren. Ich durfte dann auch bei den großen Shows nicht mitmachen, weil meine Haut nicht gut genug war: Pubertätspickel. Nach weiteren, derartigen Erfahrungen, gepaart mit diversen, fragwürdigen Abnehmversuchen entschied ich mich die Modelarbeit an den Nagel zu hängen. Ein paar Jahre später, als ich 19 war, hatte ich Kontakt zu einer großen deutschen Modelagentur. Diese hatte sich weltweit auf Plus-Size Models spezialisiert. Ich hatte vorher noch nie etwas über Plus-Size Models gehört, aber fand es unglaublich toll und blickte voller Hochachtung auf meine vollschlanken Kolleginnen, die auf jedem Foto strahlten und ihre Rundungen umarmten, das kannte ich derart nicht. Wow, was für Vorbildfrauen… Mittlerweile trug ich Größe 40/42 und fühlte mich besser denn je. Dies war der Anfang meiner Reise zur Selbstliebe.

Body Positivity

Selbstliebe geht einher mit Ups and Downs und du kannst dich leider nicht jeden Tag wie die Queen Bee fühlen. Für mich bedeutet Body Positivity, dass du dich in deinem eigenen Körper gut fühlst und das auch ausstrahlst, ungeachtet ob du nun in das perfekte Bild passt. Aber mir ist es schon wichtig, mitzuteilen, wo die Body Positivity herkommt. Diese Bewegung wurde nämlich von dunkelhäutigen, üppigeren Frauen, die unterdrückt und nicht gesehen wurden, gegründet.

Sie hatten gesellschaftlich kein Ansehen: sie waren Frau, dick und auch noch dunkelhäutig. Diese Frauen gründeten das Body Positivity Movement um gesehen zu werden, als Frauseiende, aber vor allem auch als Menschseiende. 

Ich bin so glücklich, dass die Bewegung dieser Frauen endlich in den Medien und der Modewelt erkennbar ist. Viele beklagen zwar, dass wir das Ziel noch nicht erreicht haben, aber da ich leider nicht weiß, ob wir dieses Ziel überhaupt jemals erreichen werden, konzentriere ich mich lieber auf das Positive und kann so unglaublich viele Veränderungen entdecken. Ich wünschte, dass ich als junges Mädchen derart viel Diversität in den Medien hätte erleben können - hätte es nur damals schon all diese Curvy Models gegeben, dann wäre mein Selbstbild als Teenager ein ganz anderes gewesen.

Veränderung ist da

Meine schönste Erinnerung ist dann auch, dass ich zum ersten Mal etwas erreicht hatte, von dem ich früher gedacht hatte, dass ich es mit meinem Bodytyp nie erreichen würde. Ich wurde nämlich zum Gesicht einer großen, französischen Dessous-Marke. Ich flog für eine Kampagne zu einer Traumlocation auf Korsika und ein paar Monate später hing ich in Lebensgröße in allen Pariser Metro-Stationen und man konnte mich in den französischen Glossen sehen. Ein wahrer ‚Kneif-mich-mal‘ Moment.

Gerne möchte ich Frauen inspirieren sie selbst zu sein und wissen lassen, dass sie wichtig sind, egal, welche Größe sie tragen. Auch du verdienst es zu strahlen und schöne Outfits zu kaufen, einen Bikini zu tragen und nicht das Gefühl zu haben, dass du dich verstecken musst, wenn dein Körper etwas voller sein sollte. Meine Desous-Fotos auf meinem Instagram sind ganz bestimmt nicht als Lustobjekt für Männer gedacht; ich poste sie für Frauen, um ihnen zu verdeutlichen, dass sie auf ihre Rundungen stolz sein können und niemandem - sicher nicht den Männern - einen schlankeren/besseren/schöneren Körper schuldig sind. Mache alles für dich und aus Liebe zu deinem Körper, das allein wird dich weiter bringen.

Außerdem genieße ich in vollen Zügen meine Arbeit. Auf Instagram können Jobs ab und an großartig wirken, aber ich habe auch schon mal - trotz aller großartigen Stories - weinend und alleine im Hotelzimmer gesessen. Teil großer Kampagnen oder Shows zu sein, ist ganz bestimmt sehr toll. aber es sind vor allem die Menschen, die es schön werden lassen. Was mich mit den Mädels von Topvintage verbindet, ist einzigartig. Es fühlt sich an wie eine 'Sisterhood', wo man ‚ungeschminkt‘ man selbst sein darf. Wir alle sind so unfassbar unterschiedlich, aber trotzdem fühlt man sich verbunden. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass wir alle aus dem Süden kommen, denselben derben Humor haben oder alle 'crazy Foodlovers' sind. Aber wir haben eine Wellenlänge und das fühlt sich verdammt gut an.

Dankbarkeit, Baby

Dankbarkeit ist etwas, das ich immer wieder gerne predige. Ich bin dankbar für einen gesunden Körper. Ich bin dankbar, dass ich mit einer 44er Größe diese Arbeit machen kann, die es vor ein paar Jahren noch gar nicht gab. Ich bin dankbar für die Menschen, denen ich begegne, die tiefen Gespräche, die ich mit manchen führe, die tollen Shoots, die daraus entstehen. Ein Resultat, das von einem ganzen Team kreirt wird und von dem ich ein Teil sein darf. Diese Dankbarkeit und was daraus resultiert, gibt mir unglaublich viel Energie. Es ist ein tägliches Mantra, das mir jeden Tag hilft mich mit mir selbst gut zu fühlen, mit dem, was ich mache und wie ich aussehe. Wenn man nach innen kehrt, fängt man an außen zu strahlen. Probiere es mal aus, ich möchte dich gerne dazu auffordern. wink emoji